Die Geschichte Groß Lengdens

Zusammengestellt vom ehem. Ortsheimatpfleger Karl-Heinz Lips
1299 1300-1599 1600-1899 1900 Quellennachweis
4.-7. Jahrhund.

Landnahme der Sachsen vom Norden her, teils kriegerisch, teils durch Bündnisse: Zusammenschluss zum Sachsenbund: Einteilung in Westfalen, Ostfalen und Engern.

748

Pippins Heereszug durch Thüringen und Sachsen, bei der unsere Heimat der Diözese Mainz zugeteilt

772 - 804

Eroberungszüge Karls des Großen: Unterwerfung der Sachsen. Einführung der Comitats-(Grafschaft-) Verfassung und der fränkischen Grundherrnschaft (Lehnsherrschaft)

822

Älteste Erwähnung unseres Ortes mit dem Namen „Lengidi“ und „Lengithi“ in den urkundlichen Aufzeichnungen des Klosters Fulda

952

In der Stiftungsurkunde Ottos I. für das Kloster Pöhlde werden Besitzungen in „Lengede“ genannt.

1022

Bischof Bernward von Hildesheim gründet das Michaeliskloster und stattet es mit umfangreichem Besitz aus, so auch mit den Gütern in „Lengithe item Lengithe“. Das ist der erste Hinweis auf zwei Lengden-Siedlungen.

1070

In diesem Jahr tauscht „Gottschalk von Lengede“, aus dem Geschlecht der Herren von Plesse, 8 Hufen Land, 1 Kirche (Eigenkirche) und 1 Mühle gegen Besitz in „Didereichshusen“

1085

Die Grafen von Reinhausen haben großen Privatbesitz im ganzen Gebiet der heutigen Gemeinde Gleichen und gelten als die ältesten Lehnsherren von Groß Lengden. Ihnen folgen die Grafen von Winzenburg (als Erben) und die Edelherren von Plesse

1152

Nach dem Aussterben des Grafengeschlechtes Reinhausen-Winzenburg erhält deren Erbe der Herzog Heinrich der Löwe. Es wird ihm auf dem Reichstag zu Würzburg von Friedrich Barbarossa zugesprochen. Der gesamte Grundbesitz beläuft sich auf 235 Hufen Land (=7.050 Morgen) in 46 Orten, einschließlich Groß Lengden

1245

Unterscheidung zwischen Lengede und altera (andere) Lengede

1320


Herzog Ernst d. Fürstentums Göttingen verpfändet die Burg Niedeck mit den Dörfern Groß- und Klein Lengden an die Herren von Kerstlingerode

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1370

Die von Uslar besitzen mit den Edelherren von Plesse das Patronatsrecht

1390

Den Herren von Kerstlingerode gelingt es, mit den Dörfern Groß- und Klein Lengden und verschiedenen wüst gewordenen Siedlungen einen geschlossenen Gerichtsbezirk, das spätere Amt Niedeck, zu bilden

1448

Das Gericht zu Niedeck (Groß- und Klein Lengden und ein Drittel von Sattenhausen) wird in der Schatzliste genannt

1463

Herzog Wilhelm der Ältere von Braunschweig / Wolfenbüttel vereinigt die Fürstentümer Calenberg und Göttingen

1495

Herzog Erich I. erhält bei der Landesteilung das Fürstentum Calenberg / Göttingen

1504

Kaiser Maximilian I. verhängt die Reichsacht über die Stadt Göttingen

1519 - 1523

Hildesheimer Stiftsfehde

1525

Bauernkriege in Thüringen und im Eichsfeld

1526

Durch die „Albertinische Ordnung“ verlieren die Städte Duderstadt und Heiligenstadt ihre Autonomie

1529

Beginn der Reformation in Göttingen

1540

Herzogin Elisabeth gründet die evangelische Landeskirche im Fürstentum Calenberg / Göttingen. Antonius Corvinus verfasst die neue evangelische Kirchenordnung

1542

Beginn der Reformation in Duderstadt und im Eichsfeld

1589

Herzog Heinrich von Braunschweig kündigt den Herren von Kerstlingerode das Pfandlehen Niedeck (mit den Lengden-Dörfern) mit einer Frist von zwei Jahren

1592

Die Herren von Kerstlingerode mit ihrem Notar Christof von Feuer aus Groß Lengden verhandeln am 30. März mit den Herzog über die Herausgabe der Pfandbriefe. Die Pfandbriefe werden für 8.070 rhein. Gulden, 1.000 Taler Rodegeld und 650 Taler Baugeld ausgezahlt. Neuer Pfandinhaber werden die Herren von Veltheim. Sie nehmen die Einwohner von Groß Lengden schon zwei Tage später in Eid und Pflicht

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1616

Die Veltheims bauen als neuen Amtssitz und Drostensitz die „Neue Niedeck“, südlich des Kronenberges

1623

Es zeigen sich schon die ersten schlimmen Auswirkungen des 30-jährigen Krieges. Die Dörfer rund um Göttingen sind von Truppen belagert

1625

Spanische Reiter liegen in Groß Lengden in Quartier

1626

Vom Eichsfeld schleppen neue Truppen die Pest nach Groß Lengden, an der in den folgenden Jahren mehrere hundert Einwohner von Groß- und Klein Lengden sterben

 
1641

Kaiserliche Truppen fallen in Groß Lengden ein, brennen die Häuser nieder und verwüsten das wenige Jahre vorher erbaute Pfarrhaus

 
1689

Groß Lengden zählt 270 Einwohner

 
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1823

Im Königreich Hannover werden von Georg IV. sechs Landdrosteien eingerichtet. Groß Lengden gehört zur Drostei Hildesheim

1825

Das Amt Niedeck wird aufgelöst und dem Amt Reinhausen unterstellt. Der Niedecker Amtshof wird eine königliche Domäne und von der Domänenkammer verpachtet

 
1842

Das Gesetzt über die Zusammenlegung der Grundstücke (Verkoppelung) wird erlassen. Dadurch werden auch in Groß Lengden die seit dem Mittelalter vorherrschenden Flurbilder der Dreifelderwirtschaft beseitigt

1848

Die Gemeinde Groß Lengden ist gezwungen, die alte Schule für 200 Thl. Münzen an den Tierarzt Schmidt aus Rittmarshausen zu verkaufen. Im selben Jahr erhält unser Dorf ein neues Schulgebäude „Im Winkel“ – der heutige Kindergarten

1885

Der Landkreis Göttingen wird gebildet, zu dem neben Groß Lengden noch weitere 70 Dörfer gehören

1897

Mit der neuen Schmalspurbahn (Gartetalbahn) können die Groß Lengder von Klein Lengden aus nach Göttingen fahren

1907

Die Kleinbahnverbindung wird bis Duderstadt ausgebaut

1914

Im August bricht der 1. Weltkrieg aus. Er fordert von den Einwohnern Groß Lengdens große Opfer und Entbehrungen. Die Bevölkerung trauert um 30 Gefallene und Vermisste

1922

Im Gedenken an die Gefallenen und Vermissten wird in der Vorderdorfstraße auf dem ehemaligen Thieplatz eine Gedenkstätte errichtet, auf deren Tafel die Namen der Opfer aufgeführt sind

1933

Zur Machtübernahme durch die NSDAP wird an der Kreuzung Zum Dachsberg/Göttinger Landstraße eine Eiche gepflanzt

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1943

Durch die ständigen Luftangriffe und die Kriegsereignisse im Osten kommen viele Evakuierte, Flüchtlinge und Vertriebene auch in Groß Lengden an, die aufgenommen und mitversorgt werden.

1944

Der Maurer Louis Tüpper (Jg. 1880) wird Ende 1943 im Dorf verhaftet und verstirbt am 27.01.1944 in einem Arbeitserziehungslager in Lahde (an der Weser) durch Misshandlungen der Gestapo

1945

Nachdem am 08. April ein Aufklärungsflugzeug der Amerikaner aus dem Ort heraus angegriffen wird, beschießt die amerikanische Artillerie das Dorf. Drei Einwohner (ein Säugling, eine junge Frau und ein Zwangsarbeiter) kommen dadurch zu Tode

1947

Die Schule wird dreiklassig, eine zweite Lehrerstelle wird eingerichtet

1958

Einweihung der neuen Schule (am jetzigen Standort)

1973

Durch die große Gebietsreform kommt Groß Lengden zur Gemeinde Gleichen

1989

Erste Erweiterung der Grundschule

1997

Zweite Erweiterung der Grundschule

2001

zunächst letzte Erweiterung der Grundschule auf jetzt fünf Klassenzimmer

2007

Groß Lengden präsentiert sich am 30.08.2007 der Kommission des Bundeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" und gewinnt den ersten Platz!

2007

Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag wird an der Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege ein neuer Gedenkstein für die zivilen Opfer von Krieg und Gewalt der Zeit zwischen 1933 bis 1945 eingeweiht

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Quellennachweis
 
Bach, Adolf „Deutsche Namenkunde, die Ortsnamen“
Fahlbusch, Otto „Der Landkreis Göttingen“
Hellfaier/Last „Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende“
Lücke, Heinrich „An den Ufern der Garte“
Ollrog, Wolfgang „Die Bewohner der Burg und Amtshofes Niedeck“
Steinmetz, Erwin „Aufzeichnungen zur Geschichte der Lengden-Dörfer“
Kirchenbücher von Groß Lengden